Wikipedia, Artikel „Glaube“
Absatz „Glaube und Vernunft“ (Januar 2009)

Einen neuen Ansatz, das Verhältnis von Glauben und Vernunft zu bestimmen, legte 2008 der katholische Theologe und Publizist Markus von Hänsel-Hohenhausen vor. (ref) Markus von Hänsel-Hohenhausen: „Ich denke, also glaube ich / Cogito ergo credo. Von Metaphysik und Glaubenswissen als Fundament und Gunst von Naturwissenschaft und westlicher Gesellschaft.“ Essay. Mit einem Vorwort von Joachim Kardinal Meisner. Frankfurt, München, London, New York 2008. 307 S. ISBN: 978-3-8267-0015-6 (ref)

Ausgangspunkt ist eine Beziehung von Denken und Glauben, wie sie etwa der Wissenschaftsphilosoph Wolfgang Stegmüller zum Ausdruck bringt: „Man muß nicht das Wissen beseitigen, um dem Glauben Platz zu machen. Vielmehr muß man bereits etwas glauben, um von Wissen und Wissenschaft reden zu können.“ (ref) zitiert nach Josef Bordat: ...

Hänsel-Hohenhausen weist in der Theoretischen Mathematik, in der Evolutionsbiologie und in anderen naturwissenschaftlichen Disziplinen metaphysische Beweistechniken (wie die Analogie) und zahlreich unbeweisbare, aber als bewiesen geglaubte Sätze nach, die zur Unterscheidung von Beweiswissen und (naturwissenschaftlichem, dann religiösem) Glaubenswissen führen. In der Erkenntnis, daß die wissenschaftliche Methode selbst nicht nur Beweiswissen generiert, sondern auch mit unableitbaren Ausnahmen operiert („Glaubenswissen“), liegt der Brückenschlag des „religiösen Rationalismus“ zur Nutzung des Wissens, dann auch des christlichen Glaubens, der, da historisch verbürgt, auch nach wissenschaftlicher Methode kein blinder, sondern ein wissender Glaube ist.

Hänsel-Hohenhausen schließt damit an die Pastoralkonstitution des Zweiten Vaticanums an (eine verantwortlich durchgeführte Forschung könne niemals in Konflikt mit dem Glauben kommen, weil beide Wirklichkeiten in demselben Gott ihren Ursprung haben). Sein „religiöser Rationalismus“ bringt das Ergreifen von Welt und das Ergriffensein von Wirklichkeit zusammen, versucht eine Synthese, die die Auftrennung der Welt in eine intellektuelle (wissenschaftliche, „vernünftige“) und in eine seelische (religiöse) Hälfte heilen will. „Das materialistische Beweiswissen wird erst durch das Glaubenswissen zur vollen Erkenntnis aufgerundet. Zustimmendes Denken, das die Fülle der Wirklichkeit wahrnimmt und die Tiefe des Menschseins erkennt, löst die dem Subjekt verheißene Herrschaft auf in die Freiheit der Person.“ (ref) Hänsel-Hohenhausen, a.a.O.; S. 277(ref)